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Absinken des Testosteronspiegels unter Therapie mit naturidentischem Progesteron und Östradiol – warum?

Ein Patient erhält 0,25 mg Östradiol und 50 mg Progesteron. Darunter sinkt sein Testosteronwert. Wie ist das zu erklären? Etwa durch die Induktion von SHBG durch Östrogene? Durch Unterdosierung?

8 Kommentare

  1. Kai Schöne

    Guten Tag,

    bei mir wurde ja damals Progesteron und Co. im Saliva gestestet. Hier ist das Ergebnis: https://www.dropbox.com/s/g6s9v0rbwxjp1im/saliva.jpg?dl=0

    Zudem habe ich jetzt noch folgenden erhöhten Wert bekommen: https://www.dropbox.com/s/4oapk4usg6s7782/bb_1.jpg?dl=0

    Das geht mir schon viel zu weit in die Medizin um das zu verstehen!
    Haben Sie Tipps?

    Symptome: Müdigkeit, trockene Augen, Tinnitus, Stressintoleranz. Die Symptome treten immer den ganzen Tag durchgehend auf. Schildrüsenwerte sind TSH: 1,07 – ft3: 32% – ft4: 64%

    Viele Grüße!

    • Dr. Dr. med. Thomas Beck

      Hallo Hr Schöne

      wie Sie selber schreiben, geht das weit in die Medizin. Das finde ich auch und insofern kann ich Ihnen auf dieser Platform jetzt nicht weiterhelfen. Was Sie brauchen, ist eine persönliche ärztliche Beratung und dann wohl auch eine Behandlung- und die findet besser nicht im Internet statt, sondern in der Praxis eines qualifizierten Arzt- Kollegen.

      Adressen qualifizierter Ärzte finden Sie unter
      http://www.hormon-netzwerk.de/Therapeutenliste.

      mfg

      DDr Beck

  2. Dr. Christa Merker

    Absinken des Testosteronspiegels unter Therapie mit naturidentischem Progesteron und Östradiol – warum?

    Sehr geehrter Herr Beck, wie ich in meinem Buch geschrieben haben, wirkt das Progesteron wie eine Rückzugfeder für erhöhte Östrogene (Androgene) auf die energieärmere Seite.
    Ich habe im Rahmen der Urologie einen sehr schönen Artikel gelesen, der den Vorgang differenzierter beschreibt.
    Können Sie sich dieser Meinung anschließen – Regulierung der gestörten Apoptose durch hohe Östrogene (Androgene) mittels Progesteron?
    Mit freundlichem Gruß
    Ihre
    Ch. Merker

    The Natural Progesterone Information Service (NPIS):

    Können auch Männer von Progesteron profitieren?

    von Dr. David Smallbone M.B., Ch. B., L.R.C.P, M.R.C.S., M.F.Hom., F.C.O.H.

    Einleitung:

    Es ist wichtig zu verstehen, dass Progesteron nicht nur ein weibliches Hormon ist. Obwohl es bei Frauen die einzigartige Funktion besitzt, das ungeborene Kind in der Schwangerschaft zu schützen, hat Progesteron bei Männern und Frauen noch viele weiteren Funktionen. Männer produzieren dieses Hormon in den Nebennieren und in den Hoden, allerdings in geringerer Menge als ovulierende Frauen in den menstruierenden Jahren.

    Weiterhin ist für Männer wichtig zu wissen, dass Progesteron sich nicht feminisierend auf den männlichen Körper auswirkt. Es ist sogar so, dass Progesteron normalerweise den Geschlechtstrieb bei Männern (und bei Frauen) erhöht. Allerdings können hohe Dosen Progesteron die Spermaproduktion verringern. Daher kann Progesteron auch bedingt kontrazeptive Eigenschaften aufweisen.

    Prostata-Probleme:

    Gutartige Hypertrophie der Prostata ist ein weitverbreitetes Problem bei Männern um die 50. Grund dafür scheint ein fehlendes Absterben der nicht mehr benötigten Zellen zu sein. Obwohl gutartig, ist es erstens nicht angenehm und kann zweitens die Grundlage für sich später entwickelnden Prostatakrebs sein.

    Das männliche Hormon Testosteron ist an sich nicht besonders aktiv. Um 100 % aktiv zu sein, muss es in die hunderte Male aktivere Form Di-Hydrotestosteron (DHT). Jedes überschüssige DHT muss neutralisiert werden, sonst kann es zu Zellschäden, inklusive der Entstehung von Krebszellen, kommen.
    Progesteron scheint zwei ausgesprochen positive Rollen bei der Verhinderung von Prostataerkrankungen zu spielen. Zum einen hemmt Progesteron ein Enzym namens 5-Alpha-Reductase, welches für die Umwandlung von Testosteron in DHT verantwortlich ist – und schützt so vor der Produktion von überschüssigen DHT.
    Zum anderen spielt Progesteron sowohl bei Männern wie bei Frauen eine wichtige Rolle im Schutz vor Krebs. Alle Zellen besitzen eine bestimmte Lebensdauer und wenn diese vorbei ist, begehen sie „Selbstmord“. Dieser Vorgang wird Apoptose genannt. Wenn Zellen über ihre vorgesehene Lebensspanne hinaus bestehen, werden sie anfälliger für kanzerogene Veränderungen und wenn sie sich teilen, haben die entstehenden Zellen ein größeres Risiko, abnormal oder potentiell kanzerogen zu sein.

    Sowohl Östrogene wie auch Testosteron unterstützen das Zellwachstum. Das ist ihre Rolle. Wir wissen nun, dass Östrogen, wenn es nicht von Progesteron ausbalanciert wird, die genetische Kodierung der östrogen-empfindlichen Zellen beeinflusst und die Apoptose verhindert. Dies führt dazu, dass die Zellen zu lange leben, zu viele Tochterzellen und potentiell zu viele mutagene Zellen produzieren.
    Es ist wahrscheinlich, dass Testosteron denselben Effekt auf die Zellen besitzt. Gleichzeitig hat es sich gezeigt, dass die Progesteronrezeptoren die genetische Kodierung in den Zellen in die andere Richtung beeinflussen; so dass die Apoptose wieder anspringt.
    Sind Östrogen und Progesteron (sowie wahrscheinlich Testosteron und Progesteron) im Gleichgewicht, dann sollten die Zellen rechtzeitig sterben, bevor sie abnormale Nachkommen entwickeln.

    Progesteron schützt Männer nicht nur vor excessivem aktiven Testosteron (d.h. DHT), sondern auch vor toxischen Xeno-Östrogen, welche inzwischen in immer größeren Mengen in die Umwelt und in vielen Haushaltschemikalien zu finden sind. Es ist sogar so, dass Dr. John Lee davon ausgeht, dass die heutzutage fast endemisch hohe Zahl von benigner Prostatahypertrophie und Prostatakrebs darauf zurückzuführen ist, dass wir Menschen diesen Östrogenen inzwischen exzessiv ausgesetzt sind.
    Quellen für Xeno-Östrogene sind u. a. Kommerziell herangezogenes Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch, Spermizide, Reinigungsmittel, Weichplastik, Pestizide, Unkrautvernichtungsmittel, Intimhygiene und sogar Leitungswasser.

    Haarverlust und Kahlheit bei Männern

    In welchem Alter Männer beginnen, Haare zu verlieren oder eine Glatze zu bekommen, wird meist durch die Erbanlagen bestimmt. In diesen Fällen scheint natürliches Progesteron keine Wirkung zu haben.
    Wenn allerdings keine genetische Komponente vorliegt, kann der Haarausfall auf eine hohe Umwandlung von Testosteron in DHT zurückzuführen sein. Ist dies der Fall, scheint Progesteron den Haarverlust zu reduzieren und in einigen Fällen kommt es auch wieder zu verbesserten Haarwuchs.

    Osteoporose bei Männern

    usw.

    …Es zeichnet sich ab, dass auch die männlichen Osteoblasten Progesteronrezeptoren besitzen. Daher scheint es möglich zu sein, dass, wenn der Testosteronspiegel im hohen Alter abfällt, die Knochendichte durch die Verwendung von Progesteron erhalten werden kann. Ebenso wie bei den Frauen sollte die Anwendung von natürlichem Progesteron lange vor dem potentiellen Ausbruch der Osteoporose beginnen…

    • Dr. Dr. med. Thomas Beck

      Hallo Fr Merker

      die Arbeit von Smallbone finde ich sehr gut, kann allerdings an diesem Rahmen nicht ausführlich dazu Stellung nehmen.
      Grundsätzlich würde ich dieser Argumentation aber weitgehend folgen…insbesondere werden einige der positiven Effekte von Progesteron auf den Mann sehr schön heraus gestellt!

      Vielen Dank für den interessanten Hinweis!

      Thomas Beck

    • Dr. Dr. med. Thomas Beck

      Hallo F.H.

      schade, daß Sie keine weiteren Angaben machen, so daß ich besser verstehen kann, worum es Ihnen eigentlich geht.
      Nun will ich einmal so versuchen:
      Im Rahmen der Synthese (Herstellung der Steroid-Hormone/ Sexual-Hormone) wird Progesteron im menschlichen Körper auf natürliche Weise als nächster Stoffwechselschritt zu Testosteron umgewandelt (unter Einwirkung des Enzyms alpha Reduktase, das in der Leber hergestellt wird). Man kann also wirklich sagen, daß Progesteron der natürliche Vorläufer von Testosteron ist. Zuwenig Progesteron führt nach einiger Zeit meist auch zu zuwenig Testosteron… Natürlich kann Testosteron auch über DHEA (DeHydroEpiAndroSteron) hergestellt werden – und insofern stimmt die Aussage: „wenig Progesteron – wenig Testosteron“ nicht zu 100%. Aber praktisch- klinisch haben wir hier eine sehr wirksame Einflußmöglichkeit, die wir auch mit hervorragendem Erfolg laufend nutzen, um zu niedriges Testosteron auf natürliche Weise anzuheben.
      Allerdings liegt manchmal insbesondere bei Männern auch eine Leberschwäche vor, sodaß es eine ganze Weile (zB ein halbes Jahr) dauern kann, bis genügend Enzyme in der Leber gebildet werden können (siehe oben), um das vorhandene Progesteron auch tatsächlich in spürbar mehr Testosteron umzuwandeln. In diesem Fall wird natürlich dann die Leber mit behandelt (zB mit Mariendistel: Carduus Marianuns Weleda 2×2 Kps).
      Wir können den Verlauf dann ziemlich gut alle 3 Monate durch Messungen im Blut kontrollieren.

      Wenn das wider Erwarten nicht klappen sollte, also wenn trotz optimaler Progesteronwerte und tadelloser Leberfunktion nach über einem halben Jahr KEINE Verbesserung des Testosterons eintreten sollte, dann können wir ggf. mit einem lipophilen Gel das Testosteron direkt substituieren (ergänzen), das wir in eine Apotheke individuell herstellen lassen.

      Eine negative Rück-kopplung des Progesterons auf die Testosteronproduktion im Hoden ist mir nur bei unsinnigen Überdosierungen im Tierexperiment bekannt. Beim Menschen, insbesondere bei natürlichen Dosen habe ich noch nie eine solche Messung machen können und auch noch nie davon gehört.

      Falls Sie aber tatsächlich andere Informationen haben sollten, wäre ich dankbar über die Nennung der Quelle(n), damit ich das ggf. überprüfen könnte.

      Mit freundlichem Gruß!

      Dr Dr Thomas Beck

    • Dr. Dr. med. Thomas Beck

      „Progesteron wirkt auf die Hypophysenachse“- ja, natürlich das stimmt!

      Unter „Hypophysenachse“ versteht man die Wechselwirkung von Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren.

      Ganz knapp – ohne Einzelheiten – geht es um die Regulation der Steroidhormone (also der hormonellen Reaktionen, wie StressReaktion, Eisprung etc…)

      Und hier spielt das Progesteron als erstes (Sexual-) Hormon gewissermaßen die „Mutterrolle“.

      Aus Progesteron bildet der Körper also auch die Corticoid-Hormone wie die MineralCorticoide (zB Aldosteron) und die GlucoCorticoide (zB Cortisol)…
      vor daher ist selbstverständlich ein ganz erheblicher Effekt von Progesteron auf die gesamten Steroidhormone gegeben.

      mfg
      Dr Beck

  3. Dr. Dr. med. Thomas Beck

    Mit einer Substitution von Östradiol und Progesteron beim Mann können Sie eigentlich nicht seinen Testosteronspiegel – schon gar nicht negativ! – beeinflussen. Ob Ihr Patient mit 0,25 mg Östradiol über- oder unterdosiert ist, zeigt Ihnen eine Kontrollanalyse.

    Ich halte 0,25 mg keinesfalls für eine Unterdosierung. Allenfalls ist die Dosis sogar recht hoch, denn man kommt üblicherweise mit 0,2 mg gut zurecht.
    Letztendlich steht Progesteron vor der Synthesekette zum Testosteron, das bedeutet, dass dieses Hormon in der Jugend zu Testosteron weiter synthetisiert wird.

    Östradiol liegt hinter dem Testosteron in der Kette, wird also erst durch die Aromatase aus Testosteron gebildet. Die Aromatase funktioniert aber nicht anders herum, so dass eine Substitution Testosteron verbraucht. Im Gegenteil! Bei einer Östradiolsubstitution werden die Testosteronreserven des Mannes insofern „geschont“, weil über die Aromatase von diesem Pool nichts zur Östradiolsynthese abgegeben werden muss.

    Die Beobachtung ist also durch Ihre Behandlung nicht kausal in Zusammenhang zu bringen.

    Möglich ist eine physiologische Schwankung innerhalb des Normbereichs von 3-9 ng/ml. Möglich ist auch eine dann nur scheinbare Erniedrigung durch die Tagesschwankungen der Testosteronproduktion (morgens am höchsten, abends am niedrigsten).

    So lange der Mann nicht aus seinem Normbereich herausfällt, muss ja keine Panik sein.

    Schlimmstenfalls muss er dann halt beim Urologen Androgene substituieren, wenn bei ihm ein Hypogonadismus besteht. Dieser hat dann aber nichts mit der gegenwärtigen Substitution zu tun.

    Wenn Sie die Hormonspiegel im Serum messen, haben Sie ja immer den Gesamthormonspiegel – also freies und an SHBG gebundenes Hormon; insofern spielt eine Bindung an SHBG hier keine Rolle.

    Mehr kann ich Ihnen dazu auch nicht sagen. Nur eben so viel, dass es sich auf keinen Fall um die Nebenwirkung Ihrer Behandlung handeln kann!

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